im Gießener Anzeiger, 18. Juni 2015

Muschenheimer Naturschützer in vielerlei Hinsicht Brückenbauer

PROJEKT Übergang in Eigenleistung geschaffen I Lob von der Stadt I Neue Werbung

MUSCHENHEIM (atb). Der Naturschutzverein Muschenheim hält den Kulturhistorischen Weg in Schuss, das sind immerhin mehr als 20 Kilometer Wegstrecke, die nicht nur gepflegt, sondern wo an deren Rändern auch die Pflanzen kurzgehalten werden müssen. Außerdem betreuen die Naturschützer sieben Mülleimer und mehrere Bänke am Wegesrand. Zudem sorgen sie für Kästchen mit Flyern zum Pfad. Doch die schon beachtliche Leistung war dem Verein nicht genug. Denn: Ein Wegstück war den engagierten Mitgliedern ein Dorn im Auge. In der Gegend des Hofes Weil verläuft nämlich ein Graben, der Oberflächenwasser aus der Nachbargemeinde abführt. Jenes Wasser sorgte in der Vergangenheit oft für Feuchtigkeit auf dem Weg. „Der Weg war regelmäßig zerfahren und matschig und nicht mehr geeignet als Wanderweg“, sagte stirnrunzelnd Dieter Hartmann-Harbusch, Mitglied des Vereins. Eine Idee wurde gesucht und in Form eines öffentlichen, aber nicht mehr genutzten Weges, gefunden, der von Pflanzen zugewuchert war. „Wir sprachen mit der Stadt, ob wir ihn nutzen dürfen“, erzählte Hartmann-Harbusch weiter. Der Bürgermeister gab grünes Licht. Damit fing die Arbeit an. Die Naturschützer entbuschten auf einer Strecke von etwa 100 Metern. Außerdem wurden Holzhackschnitzel aufgeschüttet. Satte 40 Kubikmeter der Hackschnitzel karrten die emsigen Wegebauer an. „Die bekamen wir von der Asklepios-Klinik. Dort wurde der Mulch nicht mehr benötigt und wir durften das Material kostenfrei haben“, freute sich Hartmann-Harbusch.

Schilder wurden umgesetzt und erneuert. Dies ist das Gebiet von Wege- und Gerätewart Burkhard Becker. Dieser fertigte die hölzernen Schilder einschließlich der eingravierten Schrift selbst. Ganz besonders wichtig: Es wurde eine Brücke über den Graben gebaut, den man, wenn er Wasser führt, sonst schlecht überqueren kann. Der Weg mit Brücke, der an den Hügelgräbern vorbeiführt, umgeht nun sozusagen seinen matschigen Kollegen. „Die Hügelgräber sind dadurch viel einfacher zu erreichen“, sagte Becker. Ganze 200 Arbeitsstunden setzten die Naturschützer für die Aktion ein. Ab sofort ist der Weg als Teil des Kulturhistorischen Pfades begehbar. Erst zuletzt verrieten die zwei Vereinsvertreter, was nicht nur ihnen, sondern auch der Stadt besondere Freude macht: Der Brückenbau hat durch Eigenleistung und geschenkte Materialien keinen einzigen Cent gekostet. Stadtrat Franz Gerd Richarz, der von der Stadt mit dem Thema Tourismus betraut wurde, sagte im Angesicht der neuen Brücke: „Tourismus hat viel mit Brücken bauen zu tun.“ Er freute sich auch aus anderen Gründen, denn: „Kultur, Natur und Gastronomie binden den Muschenheimer Weg gut ein.‘‘ Der Stadtrat betonte, dass die Stadt so schöne Dinge wie den Kulturhistorischen Weg ohne den ehrenamtlichen Einsatz vieler fleißiger Bürger nicht auf die Beine stellen könnte. „Die Muschenheimer Naturschützer sind wie Leuchttürme“, sagte er.

Beim Ortstermin am neuen Brückchen stellten die Naturschützer dann den neuen Flyer vor. Der Neue hat jetzt Din A4-Format und kartonstarkes Papier. Neu sind auf dem Werk die Beschreibung, die Doris Röder aus Hoch-Weisel erstellte. Der Künstler Seeharsch ist neuerdings mit Bild und Text vertreten.

Foto: Weg- und Gerätewart Burkhard Becker, Stadtrat und Tourismusbeauftragter Franz-Gerd Richarz und Vereinsmitglied Dieter Hartmann-Harbusch auf der neuen Muschenheimer Brücke. (Foto: atb)