Jetzt beginnt das Warten
Wettbewerb »Unser Dorf hat Zukunft«: Jury besucht Muschenheim – Ergebnisse des Landesentscheids werden am 15. Juni bekannt gegeben
Seit Monaten hatte sich Muschenheim auf diesen Tag vorbereitet. Die Einwohner haben Konzepte entwickelt, Präsentationen entworfen und in den letzten Wochen ihr Dorf noch einmal richtig auf Vordermann gebracht, um beim Landesentscheid des Wettbewerbs »Unser Dorf hat Zukunft« ein möglichst gutes Bild abzugeben. Gestern war die Jury zu Gast; jetzt heißt es: Abwarten. Am 15. Juni werden die Muschenheimer wissen, ob sie unter den Preisträgern sind und ob sie es gar bis in den Bundesentscheid geschafft haben. Diese Ehre wird nur den ersten beiden von 18 Bewerbern aus ganz Hessen zuteil. Insgesamt werden fünf Geldpreise zwischen 6000 und 2000 Euro verliehen, außerdem können vier Sonderpreise a 1000 Euro für besondere Projekte vergeben werden.
Früher hieß der Wettbewerb »Unser Dorf soll schöner werden«. der Fokus lag damals auf dem äußeren Erscheinungsbild. Heute ist die Zielrichtung eine andere. Jetzt geht es um die Zukunftsfälligkeit der Dörfer, um Lebensqualität, die Sicherung der Grundversorgung und das Miteinander der Bewohner. Am Dienstag hatte die Bewertungskommission ihre Besichtigungen bei drei Kandidaten im Odenwald begonnen. Gestern Nachmittag wurde sie in Muschenheim erwartet. Kurz bevor der große Reisebus mit zehn Juroren, einer Assistentin und leichter Verspätung auf den Alten Rathausplatz rollte, machte sich unter den Verantwortlichen Lampenfieber breit. »Wir sind froh, wenn in zwei Stunden alles vorbei und alles hoffentlich gut gelaufen ist«, gestand Organisator Josef Benner, der die Bewertungskommission gemeinsam mit Ortsvorsteher Burkhard Seipp im Kommunikationszentrum in Empfang
nahm.
Dass Muschenheim viel zu bieten hat, war schon im vergangenen Jahr deutlich geworden. Nicht umsonst hatte der Licher Stadtteil den Regionalentscheid für sich entschieden. Einige Ratschläge aus dieser ersten Runde haben die Muschenheimer mittlerweile umgesetzt. Sie haben zum Beispiel einen Dorfverein gegründet, der die Aktivitäten der anderen Vereine vernetzt. Und sie haben sieben Hektar Blühstreifen und Bienenweiden angelegt, nicht nur in der Gemarkung, sondern auch in den Gärten mitten im Ort. Außerdem wird an Konzepten zur weiteren Entwicklung des Dorfes gebastelt. So gibt es Ideen für die Umgestaltung des Sportplatzes oder für einen kleinen Dorfladen.
Der Bewertungskommission gehören u. a. Vertreter des Umweltministeriums, des Hessischen Städte- und Gemeindebunds, der Landfrauen, der Kirche und der Denkmalpflege an. Vier Aspekten gilt ihr besonderes Augenmerk: dörflichen Entwicklungskonzepten, bürgerschaftlichem Engagement, Baugestaltung und Siedlungsentwtcklung sowie Grüngestaltung und Bezug des Dorfs zur Landschaft.
Weil es, wie Benner sagt, in Muschenheim »Projekte ohne Ende« gibt, hatten die Organisatoren für die Visite der Jury gleich drei Rundtouren ausgearbeitet, die parallel abgegangen bzw. -gefahren wurden. Norbert Weil präsentierte den Außenbereich, wo Muschenheim mit dem Kulturhistorischen Wanderweg, der Neumühle, dem Weidehof, dem Eisteich, den 996 Obstbäumen (»mehr Obstbäume als Eiriwohner«, Gina Uhl hat sie gezählt) und den Insekten- und Bienenweiden zu punkten hofft. Das soziale Miteinander und das kulturelle Erbe rückte Heike Seipp in ein gutes Licht, die nicht nur das viel beachtete Gemeindeschwesternprojekt vorstellte, sondern auch den Kindergarten, die Ausgrabung an der Villa Arnesburg und die gerade erst mit erheblichem Aufwand energetisch sanierte Sport- und Kulturhalle.
Weihnachtsbuden im Mai
Der größte Pulk, dem sich auch Landrätin Anita Schneider und Bürgermeister Bernd Klein anschlossen, sah sich im alten Ortskern um. Der Kirchberg, Schauplatz des überregional beliebten Weihnachtsmarktes, Backhaus, Restaurant Heiliger Stein und der Friedhof waren hier Anlaufstellen. Aber auch
das Domizil des Naturschutzvereins und, gleich nebenan, ein neues Mehrfamilienhaus am Rande des alten Dorfes. 17 Wohnungen mit zwischen 30 und 70 Quadratmetern sind hier entstanden. »Genau die Größen, die im ländlichen Raum nachgefragt werden«, bemerkte Landrätin Schneider.
Für den Ausklang am Feuerwehrhaus hatten sich die Organisatoren etwas Besonderes ausgedacht. Dort spielte nicht nur der Musikzug. Dort waren auch, mitten im Mai, exemplarisch zwei Weihnachtsmarktbuden aufgebaut. So etwas haben die anderen 17 Bewerber im Landesentscheid bestimmt nicht zu bieten.